Dienstag, 29. April 2014

Das Ziel als verzichtbare Voraussetzung zum Erfolg

Allgemein gilt es als unabdingbare Voraussetzung für den persönlichen oder unternehmerischen Erfolg, ein klar definiertes Ziel zu verfolgen. Natürlich ist es enorm hilfreich, zu wissen, wohin man will, um sich im Dschungel der Möglichkeit zu orientieren, und um die vorhandenen Ressourcen wirtschaftlich einzusetzen – nämlich so, daß man dem Ziel näherkommt. Dazu kommt die Motivation, die wir erfahren, wenn wir ein erreichbares Ziel im Blick haben.
Manche meinen sogar, daß ein unerschütterlicher Glaube an das Ziel geradezu zwangsläufig dazu führt, daß man es erreicht. Doch nicht aus jedem Tellerwäscher, der sich das wünscht, wird ein Millionär. Warum? Wie erwähnt, müssen (materielle oder immaterielle) Ressourcen vorhanden sein, und diese müssen in geeigneter Weise organisiert werden. Wer keine Ressourcen besitzt, oder diese nicht organisieren kann, muß schon Glück haben, um erfolgreich zu sein. Doch Fortuna ist launisch; ihr Segen ist selten von Dauer.
Doch was ist, wenn man sich auf unbekanntem und unübersichtlichen Terrain bewegt, sodaß kein dauerhaft stabiles Ziel bestimmt werden kann? Es kostet Zeit, Geld und Nerven, „moving targets“ hinterherzujagen. Muß man hier die Flucht ergreifen?
Nicht unbedingt. Denn wenn Kompaß und GPS versagen, dann orientiert man sich eben an dem, was man um sich herum wahrnimmt. Das bedeutet nicht, daß man sich nur treiben läßt, sondern daß man sich von Entscheidung zu Entscheidung durchhangelt. So gibt es keinen "richtigen Weg", sondern nur eine grobe Vorstellung über die Richtung, in die man sich bewegen sollte, damit man weiterkommt.
Auf diese Weise kann man erfolgreich sein, wenn man...
  • Risiko und Ressourceneinsatz ständig gegeneinander abwägt und kalkulierte Risiken eingeht
  • mit Anderen kooperiert und sich so absichert
  • das Unerwartete stets als mögliche Chance begreift und Gelegenheiten beim Schopfe packt
Nun wäre einzuwenden, daß diese „abenteuerlichen“ Prinzipien zwar vielleicht einen adäquaten Ersatz für die Orientierung, welche die Zielverfolgung gibt, bieten. Doch was ist mit der Motivation? Wird man nicht, von ständiger Unsicherheit bedrängt, irgendwann verzweifeln und aufgeben?
Diese Sorge ist nicht von der Hand zu weisen. Denn wer so existieren will, braucht ein gerüttelt Maß an Selbstvertrauen und Selbstsicherheit. Man muß seine Grenzen kennen und fähig sein, unerwartete Schwierigkeiten zu bewältigen. Wer diese innere Stärke und Zuversicht besitzt, der braucht keine Motivation von außen, denn sein „Motor“ treibt ihn zuverlässig an.
Der skizzierte Ansatz hat mittlerweile einen Namen: Effectuation! Der Wikipedia-Artikel ist leider arg kurz gehalten; Gablers Wirtschaftslexikon beschränkt sich auf die Marktbearbeitung. Die Society for Effectuation bietet dagegen viel Interessantes. Das Buch von Michael Faschingbauer „Effectuation: Wie erfolgreiche Unternehmer denken, entscheiden und handeln“ empfehle ich nachdrücklich zur Lektüre.

Ihr Roland Kapeller
April 19 2014